< Pensionsantrittsfeier Dir. Mag. Fritz Lindenberger

Nach dem Einmarsch Hitlers haben wir eine Blechbadewanne geschenkt bekommen.

Johann Pree, geboren 1929, ehrenamtlicher Mitarbeiter im Heimathaus Stadtmuseum Perg, erzählte aus seinem bewegten Leben. Die Schüler des Campus Perg Modell lauschten aufmerksam und haben durch engagierte Fragen oberösterreichische Geschichte erarbeitet.


 

Der Vater, Schrankenwärter bei der Summerauer Bahn, war durch eine schwere Kriegsverletzung (Kopfdurchschuss im 1. Weltkrieg) zu den österreichischen Staatsbahnen gekommen. Er diente bei den Kaiserjägern und kämpfte an der  Italienfront. Johann Pree, stammt aus einer kinderreichen Familie und ist in Waldburg bei Freistadt aufgewachsen. Die Eltern lebten neben dem kargen Eisenbahnergehalt von der Bewirtschaftung der Bahngstätt´n und hielten eine Kuh, Schweine und einige Hühner. Er war ein sehr guter Volkschüler und wurde von einer Südtiroler Lehrerin, die von den italienischen Faschisten vertrieben wurde, in der Schule in Waldburg unterrichtet.

1938, gleich nach dem Einmarsch Hitlers bekamen die Pree´s eine blecherne Badewanne geschenkt und das Schrankenwärterhäuschen wurde mit einem Hakenkreuz versehen. Durch eine staatliche Schul- und Heimbeihilfe war der Besuch des Gymnasiums in Freistadt möglich. Johann Pree kam ins NS - Schülerheim in der Zemanstrasse 29, einem ehemaligen Kloster. Durch den häufigen Lehrerwechsel verschlechterte sich die Qualität des Unterrichts. Als Mitglied des Jungvolks, einer Organisation der Hitlerjugend für 10- bis 14jährige Buben, nahm er an öffentlichen Auftritten der NSDAP in Freistadt teil. Die Buben waren das beste Fähnlein in Freistadt. Wegen seines schwachen  körperlichen Zustandes war er bei der ersten Musterung im Jänner 1945 noch untauglich und bei der geplanten nächsten Musterung im Mai 1945 war der Krieg vorbei.

Im Jahr 1939 meldete sich sein Bruder freiwillig zur Wehrmacht. Er erlebte Polen-, Frankreich- und Russlandfeldzug. Das Bangen und Warten auf die Feldpostbriefe des eingerückten Soldaten, schilderte Johann Pree als besonders schrecklich für die ganze Familie. Sein anderer Bruder fällt in Russland. Die Briefe des Bruders über die „Feuertaufe“, das erste Gefecht auf Leben und Tod, hat Johann Pree noch heute aufbewahrt.

Die Übersiedelung der Eltern nach Hagenberg, das Kriegsende, die Angst der Bevölkerung vor den russischen Soldaten, insbesondere die aus den Gebieten östlich des Urals stammten, waren hochinteressante Gesprächsthemen.  Alkohol hat die Soldaten enthemmt.  Besonders gefürchtet waren auch die russischen  „Flintenweiber“.

Nach dem Zusammenbruch war Nahrungsbeschaffung für die Zivilbevölkerung sehr schwierig. Ein Bahntransport mit Ölsardinen wurde  in Gaisbach – Wartberg geplündert, Johann Pree konnte jahrelang keine Fischkonserven mehr sehen.

1948 legte er die Matura in Freistadt ab. Manche seiner Professoren waren mit Berufsverbot für ehemalige Nationalsozialisten belegt worden. Einige besonders fanatische Nationalsozialisten wurden im Anhaltelager Glasenbach (Salzburg) interniert.

Vom Einsatz der Propaganda, dass Informationen gefiltert und zensuriert wurden, hat Johann Pree den Schüler erzählt. Seine Augen seien erst nach dem Krieg geöffnet worden. Besonders  die Angst vor dem KZ sei in der Bevölkerung groß gewesen.

Das spannende und interessante Zeitzeugengespräch hat die Schüler im Rahmen eines Kurses im Campus Perg Modell begeistert.